Samstag, 14. Juli 2012, kurz vor 12 Uhr mittags in der Millionenmetropole Berlin. Es regnet in Strömen. Während die meisten Berliner es sich in ihren trockenen Zimmern gemütlich machen, stehen 29 Läufer hochmotiviert an einer Startline im Osten der Stadt, in der Sportanlage Weißensee an der Rennbahnstraße. Ein 24-Stunden-Rennen liegt vor ihnen. Viele werden sich kaum oder gar keinen Schlaf gönnen. Sie sind zur 5. Ausgabe des 12- und 24-Stunden 'Self-Transcendence-Race' in Berlin angetreten, das von 70 Helfern des Sri Chinmoy Marathon Teams auf die Beine gestellt wird.
 
Zur Freude der Läufer und Helfer stoppt der Regen bereits kurz nach dem Start. Viele Läufer bedanken sich, dass ein Trupp von Helfern die tiefen Pfützen auf der Laufstrecke leer schaufelt. Es folgt ein kühler, rekordverdächtiger Hochsommertag.
 
yiannis-kouros-berlin.jpgDenn gestartet ist auch die Ultralauf-Legende Yiannis Kouros, der unter anderem die Straßenweltrekorde für 12 und 24 Stunden sowie 100 Meilen und 1000 Kilometer hält. (Foto: Yiannis Kouros) Wird der von der Sonne verwöhnte Grieche bei dem kühlen Sommerwetter den 12- und 24-Stundenlauf-Altersweltrekord brechen können? Um dies zu versuchen, ist er angereist. Der Ausnahme-Athlet Wolfgang Schwerk aus Solingen dreht stets lächelnd mit fliegenden Schritten ebenfalls seine Runden auf der exakt 1018,71 m  langen Rundstrecke und heftet sich an die Fersen von Kouros. Beim 6-Tage-Lauf in Ungarn errang er im Mai diesen Jahres mit 874,864 km einen neuen Altersklassenweltrekord (M 55). Und Schwerk hält den Weltrekord im längsten zertifizierten Rundenlauf der Welt - dem 3100-Meilen-Lauf -, den er 2006 in 41 Tagen und 8 Stunden in New York aufstellte. Damals verbesserte er seinen eigenen Weltrekord von 2002 um mehr als einen Tag.
 
Um Mitternacht gesellen sich vierundzwanzig 12-Stunden-Läufer, zu denen, die bereits präzise einen halben Tag laufend zurückgelegt haben. Es ist auch der Zeitpunkt, zu dem die offiziellen DUV- und IAU-Kampfrichter feststellen: Yiannis Kouros hat mit 56 Jahren und seinem konzentrierten, kraftvollen Laufstil einen 2. Platz in seiner Altersklasse errungen: 127,984 km in 12 Stunden. Nun hat der griechische Ultradistanz-Läufer den 24-Stundenlauf-Altersweltrekord im Visier. Doch nach einer weiteren Stunde zwingen ihn Knie- und Schulterprobleme dazu, das Laufen aufzuhören. Bei einem Lauf zuvor in Mexiko war er gestürzt.
 
Von ein Uhr morgens bis zur Morgendämmerung klingen aus dem Musikzelt an der Strecke Live-Musik: Kompositionen von Sri Chinmoy, die von 5 Musikern mit Gitarre, Keyboard und Trommeln dynamisch arrangiert, die Stimmung der Läufer heben. Eine willkommene Inspiration während der Stunden, die die meisten Menschen zur Erholung schlafend verbringen. Die ständig wechselnden Leckerbissen, die von einem Hotelkoch und Mahiya, der Besitzerin des Happiness-Heart-Cafés in Berlin, rund um die Uhr aufgetischt werden, verwöhnen die Läufergaumen. Zum Frühstück stehen warme Croissants auf dem reichlich gedeckten Buffet. Es ist Sonntag. 
 
jos-akkermans.jpgUm 12 Uhr mittags landet Wolfgang Schwerk (56) auf Platz zwei mit 204,760 km in 24 Stunden. Sieger bei den Herren wird Stu Thoms (45) aus Woltersdorf mit 230,233 km. Der 62-jährige Holländer Jos Akkermans aus Hoofddorp erfreut die Niederlande mit einem Landesrekord in seiner Altersklasse: 177,186 km. (Foto: Jos Akkermans - links) Bei den Damen gewinnt Barbara Becker (52) aus dem deutschen Dorsten mit 169,463 km, gefolgt von Marion Möhle (47) aus Darmstadt mit 149,070 km.
 
Beim 12-Stundenlauf gelangen zwei Lokalmathadorinnen ganz nach vorne. Annett Bahlcke (43) aus Potsdam steht ganz oben auf dem Siegertreppchen mit 120,212 km und Platz 2 nimmt Natalia Gamm-Fuchs (33) aus Berlin mit 108,882 km ein. Olaf Becker (45) aus Barleben erzielt Platz eins bei den Herren mit 101,466 km und Paolo Valenti (60) aus Mailand erringt mit 91,760 km den zweiten Platz.
 
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Sri Chinmoy 6+12+24-Stunden-Lauf

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